Für eine starke Schulidentität

In Dänemark wurde Martin Rehermann selbst noch mal zum (Sprach)-Schüler / Neuer Direktor des LiG

Von Maren Reese-Winne (Cuxhavener Nachrichten 1./2.4.2017)

CUXHAVEN. Ein bedeutsames Jahr hat sich Martin Rehermann für seinen Start an der Spitze des Lichtenberg-Gymnasiums ausgesucht: Das einstige reine Mädchengymnasium feiert in diesem Jahr das 200-jährige Jubiläum. Ende Februar ist Martin Rehermann als neuer Direktor am Lichtenberg-Gymnasium eingeführt worden, und sein erster Eindruck: „Ich bin hier auf eine unheimlich positiv gestimmte Schulgemeinschaft getroffen.“

Wenn er seine Stationen schildert, horchen die meisten besonders auf, wenn es um seine jüngste Vergangenheit geht: Vier Jahre im Auslandsdienst in Dänemark. Die skandinavischen Länder werden hierzulande oft als Vorbild in Sachen Schulsystem wahrgenommen und in der Tat hat Martin Rehermann dort eine andere Art von Schule kennengelernt.

1964 in Göttingen geboren, machte er in Arnsberg/Westfalen Abitur und studierte in den Jahren 1985-91 in Göttingen und Oldenburg evangelische Theologie, Geschichte und Pädagogik auf Lehramt und kann auch fundierte Kenntnisse in Mittellatein aufweisen. Nach dem Referendariat von 1992 bis 1994 am Hainberg-Gymnasium in Göttingen trat er seine erste Stelle am Kreisgymnasium in Diepholz an. Dort wurde er bereits Fachberater für Neue Technologien und Koordinator
für schulfachliche Aufgaben. Schon als dies noch nicht selbstverständlich war, baute er dort ein Notebook-Projekt auf.

Als ständiger Vertreter der Schulleitung wechselte er 2006 an das Gymnasium Sulingen und erwarb berufsbegleitend in Kiel seinen Master in Schulmanagement und Qualitätsentwicklung.

Neun Jahre gemeinsam

2012 wagten seine Frau – sie ist ebenfalls Lehrerin und unterrichtet inzwischen am Internatsgymnasium in Bad Bederkesa – und er zusammen mit den beiden Söhnen den Schritt über die  Grenze: Von 2012 bis 2016 war Rehermann Oberstufenkoordinator und später auch stellvertretender Schulleiter an der deutschen Schule in Kopenhagen. Dort gehen Kinder und Jugendliche neun Jahre gemeinsam zur Schule. Dann folgen – wenn der Weg nicht direkt in Richtung Beruf
geht – drei Gymnasialklassen, die mit dem dänischen „Studentereksamen“ und dem deutschen Abitur enden. Unterrichtet wird auf Deutsch und Dänisch und natürlich wird auch von den Lehrkräften erwartet, dass sie Dänisch lernen. Ehepaar Rehermann ging wie alle Zuwanderer zur „Sprogskole“, staatlicherseits finanziert selbstverständlich. Als besonders stark empfand Martin Rehermann das Gemeinschaftsleben: „Jeder ist gleich viel wert – das wird dort unheimlich gelebt. Die Dänen, das sind nur 5,5 Millionen Menschen, die können sich nicht erlauben, dass Leute sich nicht in die Gemeinschaft integrieren.“ Auch die Deutschen waren nach der Anwärmphase in ihrem kleinen Dorf voll integriert, wurden zu Straßenfesten und natürlich zum beliebten gemeinschaftlichen Singen  eingeladen.

Neue Eindrücke und Erfahrungen bot auch das Schulleben. Martin Rehermann beobachtete, wie auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler eingegangen wurde: „Dort würde nie jemand sagen: ,Wir schulen jemanden ab.‘ Es hieße: ,Wir finden eine andere Lösung.‘“

Chancen durch G9 und Ganztag

Die Bedingungen zur weiteren Entwicklung des LiG, an dem er nach einen halben Jahr Interimszeit am Gymnasium Otterndorf seinen Dienst antrat, sieht er nicht
schlecht: „G 9 (als die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren) bietet viele Möglichkeiten.“ Zudem sei das LiG freiwillige Ganztagsschule. Hierdurch böten sich viele Chancen für individuelle Fördermöglichkeiten, Fremdsprachen und Medienbildung. Schwerpunkte wie Neue Technologien, Theater-AG, Jazz-Company
und Sport strahlten schon jetzt erheblich nach außen.

Offen, aber selbstbewusst

„Wenn wir die Schule weiterentwickeln, geht das nur gemeinsam. Als eigenverantwortliche Schule haben wir viele Möglichkeiten.“ Warum hierfür nicht auch Kooperationen mit dem Amandus-Abendroth-Gymnasium (hier ist die Zusammenarbeit ohnehin etabliert) und den beruflichen Gymnasien suchen?  Martin Rehermann ist hierfür offen, nicht ohne die eigene Identität des LiG festigen zu wollen. Eines der Markenzeichen sind weiter die Netbook-Klassen – ein
optionales Modell ab der 7. Klasse, wie Rehermann betont. „In den Netbook-Klassen wird nicht nur am Computer gearbeitet und in den anderen Klassen findet Medienbildung natürlich ebenso statt. Wir wollen die Schüler schon in vielen Kulturtechniken schulen“, beteuert er.

 

 


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