„Kleine Bühne Lichtenberg“ zeigt „Die Flimmers vor der Kiste“ und schafft spannende Mischung

Cuxhavener Nachrichten, 01.07.2019

CUXHAVEN. Da hat man sich einmal durchgerungen, ins Theater zu gehen und sitzt dann in der Aula der Schule, um das Stück „Die Flimmers vor der Kiste“ anzuschauen. Und dann das: Die Lichter gehen an und Adrián Abal Estévez tritt vor den Vorhang und rät dem Publikum, doch lieber zu Hause zu bleiben und einen der professionelleren Fernsehsender einzuschalten, um die perfekte TV-Realität zu genießen.

Doch allen Empfehlungen zum Trotz bleibt das Publikum und tut gut daran. Denn ansonsten würde es einen unterhaltsamen Fernsehabend bei Familie Flimmer verpassen, den das 17-köpfige Ensemble der „Kleinen Bühne“ unter der Leitung von Katja Tenzer mit viel Spielfreude präsentierte.

Nicht nur Kinderstunde

Während das Wohnzimmer der Flimmers vor der Bühne eingerichtet ist, zeigt der Ausschnitt des Vorhangs auf der Bühne die bunte TV-Welt. Die Kinder der Familie sind verrückt nach Fernsehen und so erlaubt ihnen Mutter Flimmer, dargestellt von Denise Matter, die Kinderstunde zu sehen. Nun ja, im Laufe des Abends wurden die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur Zeuge dieser Kindersendung, in der sie mehr über „... so Waldemars“ und „Wackelschwanz“ erfuhren, sondern zappten sich mit den Kindern, die viel mehr Lust auf Western und Krimis hatten, durchs Programm.

Zu erleben waren Ausschnitte aus den unterschiedlichen TV Genres, unterbrochen von Werbespots für eine Gesichtscreme, ein Deo, Babywindeln und Glitzi-Glänzi, das ultimativen Reinigungsmittel für fast alles. Unterdessen lief das Familienleben so nebenher. Der Opa der Familie, ein kauziger „älterer“ Mann, gab zu nahezu allem seine Kommentare ab.

Höhepunkt der Spielhandlung war eine Quizsendung, moderiert von Aeira Stuhr, die es verstand, das Publikum aus der Reserve zu locken und zum Applaudieren zu animieren. Hier verwischte sich die Realität mit dem Geschehen auf der Bühne. Dies machte den Reiz dieses Stücks aus.

Lieber schnell Vorhang zu

Gegen Ende des kurzweiligen Abends wummerten Discoklänge durch die Aula. Durch eine Pop-Sendung geriet das Wohnzimmer zur Feier-Meile. Die Kinder feierten zusammen mit den Darstellern auf der Bühne eine Fete, sehr zum Unwillen der genervten Eltern und des Großvaters. Genervt ihrerseits waren dann die Kinder, als sie dem anschließenden „Wort zum Sonntag“ nichts abgewinnen konnten.

Dann doch lieber ab ins Bett vielleicht zu früh – denn das Spätprogramm für die Erwachsenen wird mit „Sex and Crime“ fortgesetzt. Doch zu früh gefreut. Opa ist noch wach und zieht schon einmal vorsorglich den Vorhang zu, um das Publikum vor Schlimmerem zu bewahren. So endete ein pointenreicher, unterhaltsamer Theaterabend. Und das Publikum musste zugeben, es war die richtige Entscheidung, den Fernseh- gegen einen Theaterabend eingetauscht zu haben. (red)


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