Bernd Kreft zieht Bilanz

Bernd Kreft zieht Bilanz nach 45 Berufsjahren, davon 21 als Schulleiter des Lichtenberg-Gymnasiums

VON MAREN REESE-WINNE

CUXHAVEN. In unserer Reihe der scheidenden Schulleiterinnen und -leiter ist Bernd Kreft der letzte im Bunde: Seit 1995 hat er mit einer Unterbrechung das Lichtenberg-Gymnasium geleitet. Am gestrigen Montag wurde er in großer Runde in der Aula des Lichtenberg-Gymnasiums verabschiedet. Als er gebeten wurde, auf unsere Fragen zu antworten, wurde es ihm noch einmal richtig bewusst, wie viele Reformen – darunter
auch bahnbrechende – er in seiner Laufbahn begleitet hat.

Stellen Sie sich doch bitte kurz vor.

Bernd Kreft, im Juli 65 Jahre, aufgewachsen im Landkreis Stade, Besuch des Athenaeums mit Abitur,  Studium der Fächer Mathematik und Physik (unter den Augen von Georg-Christoph Lichtenberg in Göttingen).

Was hat bei Ihnen den Ausschlag für das Lehramtsstudium gegeben?

Interesse an den Fächern und eine Affinität zur Lehrtätigkeit.

Beschreiben Sie uns doch kurz Ihre beruflichen Stationen.

Direkt nach dem Studium ein halbes Jahr Vertretungslehrkraft am Gymnasium Otterndorf, danach Referendariat im Studienseminar Meppen im Emsland, 1980 erste Anstellung am damaligen Gymnasium Abendrothstraße in Cuxhaven, 1985 Wechsel als Oberstufenkoordinator ans Athenaeum in Stade, 1995 Übernahme der Leitung des Lichtenberg-Gymnasiums bis heute (Unterbrechung vom 1. Juli 2005 bis 31. Dezember 2006: Tätigkeit als schulfachlicher Dezernent in der Landesschulbehörde in Lüneburg).

Warum haben Sie sich für Ihre Fächerkombination und Schulform entschieden?

Ich hatte ein ausgeprägtes Interesse und eine ebensolche Freude an der Beschäftigung mit Themen der Mathematik und Physik, die ich in gleicher Weise als Lehrer nur in der Sekundarstufe II eines Gymnasiums vorfinden konnte.

Was waren für Sie entscheidende Einschnitte in der Entwicklung des Schulwesens in den vergangenen Jahrzehnten?

In Laufe meiner Dienstzeit habe ich 1980 in Cuxhaven die Einführung der Orientierungsstufe als Schulform miterlebt und auch in der Orientierungsstufe Ritzebüttel gearbeitet. 2004 habe ich bei der Abschaffung der Orientierungsstufe mitgewirkt, indem wir am Lichtenberg-Gymnasium wieder die 5. und 6. Klassen aufgenommen haben. Ein weitere große Neuerung war die Einführung des Zentralabiturs. Im Jahre 2011 haben wir mit dem „Doppeljahrgang“ im Abitur
die Einführung des G8 (zwölfjährige Schulzeit) abgeschlossen und im vergangenen Sommer 2015 haben wir mit der Rückkehr zum G9 (13-jährige Schulzeit) begonnen.

Welche Herausforderungen sind heute neu auf die Schulen zugekommen?

Immer neu: Mitgehen mit gesellschaftlichen Erfordernissen. Heute neu: Inklusion.

Und sind auch welche weggefallen/sind Dinge unkomplizierter geworden?

Eher nicht, dies scheint mir systembedingt auch kaum möglich.

Was war für Sie ein Highlight, haben Sie ein einprägsames Erlebnis gehabt, an das Sie sich noch immer gern erinnern?

Im Jahre 2000 war ich ernsthaft erkrankt. In dieser Zeit habe ich viel Verständnis und Rücksichtnahme erfahren und erleben dürfen, dass ein Schulleiter nicht ständig „einsam an der Spitze“ steht, sondern dass das Sozialgefüge des Lichtenberg-Gymnasiums auch für mich da war.

Treffen Sie sich manchmal auch heute noch mit ehemaligen Schülern und verfolgen deren Weg?

Ja, gelegentlich.

Würden Sie Ihre Wahl auch heute wieder treffen?

Auf jeden Fall. 

Was möchten Sie Berufsanfängern mit auf den Weg geben?

Konzentrieren Sie sich auf das Kerngeschäft „Unterricht“, nehmen Sie auf und  genießen Sie positive Entwicklungen und positive Resonanz der Schülerinnen und Schüler. Lassen Sie sich durch zu viel Bürokratie und oft politisch motivierte Aktionen nicht irritieren und von Ihren Schülerinnen und Schülern ablenken.

Und was Eltern?

Ihre Kinder entwickeln sich zu selbstständigen Persönlichkeiten. Bereiten Sie ihnen dafür zu Hause ein warmes Nest auch als Rückzugsort mit Geborgenheit in kritischen Zeiten. In der Schule haben Ihre Kinder ihren eigenen „Arbeitsplatz“, den Sie ihnen überlassen sollten und den Sie für Ihre Kinder respektieren sollten.
Ein vergessener Turnbeutel muss nicht hinterhergetragen werden. Die Übernahme der Verantwortung, daran zu denken, ist in jedem Alter zumutbar. Und das Eingeständnis „Ich habe meinen Turnbeutel vergessen“ ist in diesem Zusammenhang auch ganz heilsam und ansonsten ungefährlich.

Worauf freuen Sie sich im Ruhestand besonders? Haben Sie sich besondere Projekte vorgenommen?

Am meisten freue ich mich auf die freiere Zeiteinteilung, zum Beispiel auf die Möglichkeit, in der Nebensaison zu vereisen. Besondere Projekte sollen zunächst das Reisen und Haus und Garten sein. Alles andere wird sich zeigen.


Lichtenberg-Gymnasium
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